
Proteinvielfalt in Österreich
Menschen in aller Welt verbinden mit Österreich beeindruckende Naturlandschaften und eine vielseitige kulinarische Kultur. Heimische Gerichte wie Wiener Schnitzel oder Milchrahmstrudel haben die österreichische Küche weit über die Grenzen unseres Landes berühmt gemacht.
Gleichzeitig ist auch in Österreich klar, dass das globale Ernährungssystem vor großen Herausforderungen steht. Denn die wachsende Weltbevölkerung und der steigende Wohlstand in vielen Teilen der Welt erhöhen die globale Nachfrage nach Fleisch und anderen Lebensmitteln tierischen Ursprungs – und es wird immer schwieriger, die Nachfrage mit Formen der Tierhaltung zu decken, die im Einklang mit den begrenzten Ressourcen auf diesem Planeten stehen.
Für ein langfristig tragbares Ernährungssystem braucht es daher auch in Österreich eine Ergänzung von Proteinen aus der Tierhaltung um neue Proteinquellen, die mit möglichst wenig Ressourcen auskommen. Eine stärkere Diversifizierung unserer Eiweißversorgung wird eine wesentliche Voraussetzung sein, um zentrale Ziele im Klima-, Umwelt-, Gesundheits- und Tierschutz erreichen zu können. Fleisch-, Fisch-, Ei- und Milchalternativen auf pflanzlicher Basis gewinnen hier Jahr für Jahr mehr an Bedeutung, denn sie erlauben es den Menschen, an liebgewonnenen Speisen festzuhalten. Auf mittlere bis lange Sicht werden auch neuartige Lebensmittel auf Basis von Fermentation und Zellkultivierung einen Beitrag dazu leisten, unsere Lebensmittelproduktion noch vielfältiger und nachhaltiger zu gestalten.
Die Organisation Proteinvielfalt in Österreich – Verband für nachhaltige Lebensmittel (VPÖ) – ist Informationsplattform und Ansprechpartner rund um Eiweißpflanzen, Getreidepflanzen sowie pflanzliche und innovative Alternativen zu Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eiprodukten. Im November 2024 gegründet, besteht unser primäres Ziel in der Bereitstellung von wissenschaftsbasierten und transparenten Informationen über innovative, pflanzliche, fermentationsbasierte und kultivierte Proteinquellen und ihren Beitrag zu Klimaschutz, Ernährungssicherheit, Gesundheit und Tierwohl in Österreich. Damit wollen wir einen sachlichen und faktenbasierten Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft über alternative Proteinquellen fördern. Wir setzen uns für förderliche Rahmenbedingungen in Österreich ein, die dazu beitragen, die Auswahl für die Konsument:innen um neue, nachhaltige Proteinquellen zu erweitern und deren Potenzial für den Wirtschaftsstandort Österreich und die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen, einschließlich in der Landwirtschaft, voll auszuschöpfen.
Warum es Proteinvielfalt braucht

Ernährungssicherheit
Anfällige Lieferketten, militärische Konflikte und die Auswirkungen des globalen Klimawandels haben das Thema Ernährungssicherheit auf die Agenda gesetzt – in Österreich und in ganz Europa. Ein großer Teil der hier angebauten Pflanzen wird an Nutztiere verfüttert, statt Pflanzen direkt für die menschliche Ernährung zu nutzen. Gleichzeitig importieren wir einen großen Teil unserer Futtermittel und auch unserer Lebensmittel aus dem Ausland. Innovative Lebensmittel auf Basis von Pflanzen, Fermentation und tierischen Zellen können dazu beitragen, die Abhängigkeit von Importen zu verringern und die Ernährungssicherheit in Österreich zu stärken.
Klimaschutz und Klimaanpassung
Die Landwirtschaft trägt zum globalen Klimawandel bei, ist aber gleichzeitig einer der Sektoren, die von den Auswirkungen des Klimawandels hauptsächlich betroffen sind. Innovative neue Proteinquellen begrenzen den Klimawandel durch ihren geringeren ökologischen Fußabdruck und aufgrund ihres niedrigeren Flächenbedarfs wird für die Aufforstung und die ökologische Landwirtschaft Raum geschaffen. Zudem ist die Diversifizierung unserer Proteinversorgung auch ein vielversprechender Ansatz für die Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an das sich ändernde Klima und die Zunahme von Extremwetterereignissen.


Gesundheit
Für eine gesündere Lebensweise braucht es einen höheren Anteil von pflanzlichen Lebensmitteln auf unseren Tellern, da ist sich die Wissenschaft einig. Die pflanzenbasierten Lebensmittel der neuesten Generation weisen ein verbessertes Nährwertprofil, weniger Zutaten und einen hohen Proteingehalt auf und können daher gut in eine ausgewogene, gesunde Ernährungsweise integriert werden. Neben diesen Vorteilen für die eigene Gesundheit haben pflanzliche, fermentationsbasierte und kultivierte Lebensmittel auch Vorteile für die öffentliche Gesundheit – sie kommen ohne Antibiotika aus und das Risiko von Tierkrankheiten, die auf den Menschen übergehen können, gibt es bei diesen Lebensmitteln nicht.
Mehr Auswahl für Konsument:innen
Rund 37 Prozent der Menschen in Österreich ernähren sich flexitarisch, ersetzen also hin und wieder Lebensmittel tierischen Ursprungs mit pflanzlichen Optionen. Weitere 15 Prozent ernähren sich vegetarisch, pescetarisch oder ganz ohne tierische Lebensmittel. Pflanzliche Alternativen von Fleisch-, Fisch-, Ei- und Milchprodukten eröffnen den Konsument:innen die Möglichkeit, an liebgewonnenen Gerichten festzuhalten und diese wie gewohnt zuzubereiten und zu genießen. Somit schafft Proteinvielfalt Wahlfreiheit für die Menschen in Österreich.


Neue Chancen für die Landwirtschaft
Als Verein, der sich für Proteinvielfalt und alternative Proteine einsetzt, erkennen wir den unverzichtbaren Beitrag der österreichischen Landwirt:innen zur Kulturlandschaftspflege, Almwirtschaft und extensiven Landwirtschaft. Zudem stärkt der Anbau heimischer Hülsenfrüchte und anderer pflanzlicher Rohstoffe die Regionalität, verbessert die Bodenqualität und trägt zur Diversifizierung der Landwirtschaft bei. Auch für kultiviertes Fleisch und fermentationsbasierte Lebensmittel wird die Landwirtschaft weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Alternative Proteine und traditionelle Bewirtschaftungsformen können sich sinnvoll ergänzen und gemeinsam eine zukunftsfähige, ökologische und wirtschaftlich nachhaltige Lebensmittelproduktion ermöglichen.
Innovation: Motor für Forschung und Wirtschaft
Der Markt für innovative neue Lebensmittel wächst und weltweit arbeiten Forschungseinrichtungen, Startups sowie mittelständische und große Unternehmen daran, die steigende Nachfrage mit schmackhaften und nahrhaften Lebensmitteln auf Basis von Pflanzen, Fermentation und tierischen Zellen zu decken. Österreich hat beste Voraussetzungen dafür, diese Lebensmittel hier vor Ort zu entwickeln und zu produzieren, sodass die Arbeitsplätze hier in Österreich und nicht in anderen Ländern entstehen. Durch Proteinvielfalt eröffnen sich völlig neue Chancen für Forschung und Entwicklung in Österreich – zum Beispiel die Herstellung von pflanzenbasiertem und kultiviertem Fisch in einem Land, das über keinen eigenen Meereszugang verfügt.

Unsere Mitglieder
Unsere Mitglieder sind Unternehmen, die unsere Ziele – mehr Nachhaltigkeit, Umweltschutz, sorgsamer Einsatz von Ressourcen, Klimaschutz und Ernährungssicherheit – unterstützen. Unabhängig von der Förderung unserer Arbeit haben sie gemeinsam, dass sie zunehmend klimaschonende und nachhaltige Lebensmittel herstellen und vertreiben. Darunter sind Unternehmen aus der Lebensmittelwirtschaft, aus der Industrie und aus dem Handel sowie Start-ups, die entweder an Produkten auf Basis von Pflanzen, Fermentation oder tierischen Zellen arbeiten und somit die jeweiligen Sparten vertreten.